Es ist vollbracht!
Und das schon seit etwa 8 Wochen...
Die Prüfungen sind vorbei. Die Umschulung ist vorbei. Seit 8. Juli bin ich fertige Fachinformatikerin für Anwendungsentwicklung. Uff. Das waren anstrengende zwei Jahre. Dass einem kurz vor Schluss - Corona sei Dank - die Motivationsmöhre der Übernahme durch den Praktikumsbetrieb genommen wurde, hat die Prüfungsphase nicht schöner gemacht. Aber so ist es eben - wenn der Betrieb in Kurzarbeit ist, kann er eben keine neuen Mitarbeiter:innen einstellen. Ich verstehe es ja.
Dennoch hat das WIE einen etwas bitteren Beigeschmack.
Egal. Erstmal Adrenalin herunterfahren. Mit der Prüfung seinen Frieden machen - da lief nämlich auch nicht alles so richtig rund. Einiges lag sicher an mir -- die Systemintegrationsklausur beispielsweise - da habe ich einfach die falsche Aufgabe gestrichen und auf diese Weise die schlechteste Note jemals (verglichen mit meinen sämtlichen Übungsklausuren) eingefahren. Das war ärgerlich.
Dass der Prüfungsausschuss mit der Projektdokumentation unglücklich war - nun ja. Ich habe mir genau erklären lassen, was ihr Problem war, und kann das Meiste nachvollziehen. Es ist halt immer schwierig, wenn man in einem Prüfungsformat geprüft wird, das man nicht eingeübt hat. Und "Projektdokumentation" war für mich eine neue Textform - müsste ich nochmal eine Doku schreiben, würde ich einiges anders machen. Erstaunlich nur, dass die sieben Leute, deren Dokus ich "betreut" habe (also gelesen und befeedbackt) alle eine bessere Note hatten als ich. Und sehr schade, dass unser ansonsten hervorragendes Ausbilderteam beim Zwischenfeedback für unsere Dokus wirklich überhaupt nicht hilfreich war. Das lief nicht gut. Dennoch werde ich den Verdacht nicht los, dass mir hier mein akademischer Hintergrund zum Verhängnis geworden ist - der Anspruch an eine promovierte Wissenschaftlerin ist möglicherweise höher, als an einen "normalen" Umschüler.
Wofür ich allerdings überhaupt nichts kann, und was mir zudem zusätzlich auch das Mündliche heruntergezogen zu haben scheint, ist die Tatsache, dass unser Abschlussprojekt ein SCRUM-Projekt war, das wir zu viert bearbeitet haben. Das gefiel dem Prüfungsausschuss überhaupt nicht, obwohl wir jeder einen eigenen Service komplett selbständig bearbeitet haben. Und während der Rest meines Projektteams in jeweils anderen Prüfungausschüssen mit Einsen und guten Zweien geprüft wurde, habe ich eine knappe drei bekommen - 80%, um 1% an der Zwei vorbei. Und zusätzlich mündlich die Versicherung, dass ich super präsentiert hätte, mich nicht verstecken müsse, man mir alles zutraue, aber ich eben wegen des Gruppenprojektes nicht bewiesen hätte, dass ich es alleine könnte. Und dass man natürlich später nie wieder alleine arbeitet, und immer im Team, und agil voll angemessen sei, aber eben nicht in der Prüfung... Echt jetzt? Das einzige, worauf ich keinen Einfluss hatte - die Aufgabenstellung - dafür zieht ihr mir Punkte ab? Zweimal? (Doku und Mündliches?) Nicht die Umsetzung, nicht die Lösung?
Doch, das ärgert mich schon.
Aber um Punkte zu feilschen nützt hier nicht. Faktisch hat sich mein Ausschuss halt strenger an die Regeln gehalten, als (fast) alle anderen Ausschüsse, von denen ich gehört habe.
Und je mehr ich vom Prüfungsprozess der Handelskammer mitbekommen habe, desto mehr haben sich mir die Zehennägel hochgerollt. Von einem einheitlichen Maßstab über die Ausschüsse hinweg kann keine Rede sein. Willkür überall. Kein Versuch einer Schulung der Prüfenden. Ausschussübergreifend riesige Unterschiede.
Egal. Es ist vorbei. Es ist bestanden.
Jetzt muss ich nur schnell etwas finden, damit ich nicht gleich alles wieder vergesse. Es zeigt sich schon jetzt, dass die Umschulung zur FIAE eine gute Entscheidung war - Dieses Internet wird sich wohl doch durchsetzen, das hat Corona gezeigt. Krise hin oder her, Programmierer werden gesucht. Es gibt Stellen, die ausgeschrieben werden. Und jetzt, wo die Sommerferien überall vorbei sind, kommen auch Einladungen zu Gesprächen. Fragt sich nur, was dabei herauskommt.
Ich bin gespannt!