Samstag, 7. September 2013

Eselwanderung.

Die Idee, einen Wanderurlaub mit einem Mietesel zu machen, hatte mir sofort eingeleuchtet. Der Esel trägt das Gepäck und sorgt für die angemessene Entschleunigung.
Ausserdem organisiert er die Pausen und macht allen klar, dass das Leben kein Wettrennen ist, sondern ein Spaziergang. Frei nach dem Motto: "Augen auf, am Wegrand könnte Klee wachsen" - erinnert er gestresste Städter an die wahren Werte im Leben.
So weit die Theorie.
Praktisch hat es Elias in der ersten Tageshälfte mit der Entschleunigung etwas zu ernst genommen. Kam er schon als letzter der Herde um sich satteln zu lassen -sichtlich unzufrieden mit der Idee- blieb er gleich auf der ersten Wiese nach Verlassen des Hofes stehen und fraß. Aufforderungen, Lockrufen, Drohungen und Schimpfen ignorierte er zugunsten einer Distel.
Glücklicherweise kam nach ca. 20 Min eine eselreitende Familiengruppe vorbei, der bekannten Herde folgte Elias gern. Mit uns hatte das nichts zu tun.
Kaum bog die Familie ab, stand er wieder still. Weitere 20 Minuten später riefen wir um Hilfe (per Handy). Die Eselchefin kam, sah wie (wenig) weit wir gekommen waren, und gab Nachhilfe in "Leadership"-Training.
Weitere 20 Minuten/50 m später fuhr sie zur Kontrolle erneut vorbei und verordnete uns die o.g. Zwangspause.
1 Stunde später sah der Esel vollgefressen aus und wir sattelten wieder auf.
Elias, den Wanst voll mit Klee und Disteln, blieb stehen.
Fünfundvierzig Minuten ruckte ich am Halfterstrang und säuselte "Komm, Elias, komm!" während ER von hinten drohte: "Hüa! Nu los!"
Dann gab Elias auf.
Sollten wir etwa doch Führungsqualitäten haben?!?
Inzwischen war es Viertel vor Drei und 7 der 9 km lagen noch vor uns.
Den Rest des Weges zuckelte Elias aber brav mit. Natürlich versuchte er weiter seinen Kopf durchzusetzen, aber nur halbherzig. Nun sitzen wir im Schwarzen Adler an der wohlverdienten Tränke und haben es gut.
Mal sehen, wie es morgen wird.