Donnerstag, 12. September 2013

Wanderlieder für Esel



Wer Esel als Wanderkumpane nur aus dem Trickfilm "Shrek" kennt, könnte einen ganz falschen Eindruck erhalten. Dort redet Esel ununterbrochen und geht Shrek mit seinem Gesabbel auf den Geist.

Ganz anders Elias: WIR müssen ununterbrochen auf IHN einreden. Mit Lockrufen (Komm, Elias, komm) über Lob (Guuuter Esel, brav), strenge Verbote ( Nein, Elias, du hattest genug Äpfel) oder, sehr selten, ein verzweifeltes "Stop! Elias!!! Halt an!" sprechen wir ihn an.
Läuft er brav mit, führen wir, wie zerstrittene Eheleute, alle Gespräche über ihn: " Na, Elias, meinste das Wetter hält?" sage ich dann, und ER antwortet: "Nö, das regnet nicht, Elias, was?", und "Was meinst Du, Elias, sollen wir bald mal Pause machen oder kannst du noch?" sind Beispiele für Sätze, die wir nur zum Schein an den Esel richten. Manchmal brabbeln wir auch nur irgendwas vor uns hin, kommentieren Landschaft, Wetter und Kühe--oder wir singen ihm was vor. Was ein echter Stadtmusikant werden will... zum Glück singt er nicht mit. Seine Singstimme ist eher ungeschult... Kurzum, es vergehen keine fünf Minuten ohne das irgendjemand irgendetwas sagt. Die Stille Natur Genießen geht wahrscheinlich anders, was, Elias?
 Elias hingegen ist die Ruhe selbst und zottelt stoisch hinter uns her. Er mag es nicht, wenn alle vor ihm gehen, gar nebeneinander!, aber wenn einer vorne und einer hinter ihm geht, ist er ganz zufrieden.
Jetzt steht er auf der Koppel unter einem Apfelbaum und kaut. Mal wieder. Dabei gab es heute DREI lange Pausen, nich' Elias?   Oft sogar bevor Du dazu auffordern musstest, jaja Elias, guter Esel, brav! Zuletzt musstest du sogar energisch zum Aufbruch drängen, was, Elias, da hast du an deiner Decke geknabbert, jajaja, brav, wir gehen ja schon.

Aber jetzt sind wir da, ein Bier in der Hand, die Füsse in leichten Schuhen.
Feierabend!
Und morgen ist schon der letzte Wandertag!