Montag, 16. September 2013
Eselei. Das Letzte.
Fußgängerroute mit dem Ziel Gut Suckow, Suckow, Flieth-Stegelitz auf einer größeren Karte anzeigen
Sieben Tage Eselwanderung. So ging das.
Sonntag, 15. September 2013
Lieber Björn,
dass Karin Dich in die Wüste schickt, kann ich verstehen.
Dass die Wüste in Wirklichkeit die schöne Uckermark ist, ist eine unverdiente Strafmilderung.
Worin nun genau Dein Läuterungsprozess vom selbstgefälligen Arschloch zum selbstgefälligen Eselwanderer besteht, oder was ihn ausgelöst hat, oder warum Deine Frau Dich plötzlich wieder leiden kann, bleibt hingegen ein Rätsel.
Naja-Charakterzeichnung auf dem Niveau einer RTL-Schmonzette. In der zu erwartenden Verfilmung kann ein Schauspieler vielleicht noch etwas retten - kommt aufs Casting an. (Das Hörbuch hat Bastian Pastewka eingelesen.) Die Uckermarkaufnahmen würden vieles wieder gut machen.
Aber der Eseltour gibst du nen schlechten Namen. Gut, dass unsere Reise schon vorbei ist und von deinem grottenschlechten Geschreibsel samt mangelhafter Charakterzeichnung, grottiger Handlungssprünge, gewollt-absurder Personen und fehlerhafter Eseltourschilderung nicht mehr beeinflusst werden kann... WIR haben hier jedenfalls tolle Menschen getroffen!
Mach doch was du willst-aber mach es ohne mich!
Bleistifterin
PS: Und was willste jetzt mit dem Esel?!?
Michael Gantenberg: Urlaub mit Esel, Scherz Verlag 2011
Samstag, 14. September 2013
Lob der Ausrüstung
Das Kloster ist wirklich traumhaft, vor allem natürlich bei diesem Kaiserwetter. Hat sicherlich auch das obligatorische Brautpaar gedacht...
Noch schöner ist es, geduscht und ohne Wanderkleidung unterwegs zu sein.
Für mich als Wander- Novizin hat sich meine Ausrüstung allerdings erstaunlich gut bewährt.
Unverzichtbar waren die neuen Wanderstiefel. Ich wäre sonst auf den typischen "Knüppeldämmen" (Feldsteinpflasterwege) nicht sehr weit gekommen.
Spezielle Funktionssocken waren allerdings nicht erforderlich, nicht einmal selbstgestrickte... Ansonsten hatte ich eine alte Stoffhose ("Chino") als Wanderhose auserkoren: leicht, trocknet schnell(er als Jeans), darf kaputt gehen. Ging auch kaputt, aber die Alternative (= eine neue "Trekkinghose") wäre für unser Pensum nicht unbedingt nötig gewesen. Wer weiß, ob man sie jemals wieder benötigt?!? Die Hose ist jetzt kaputt, aber das war fast eingeplant.
Ansonsten hatte ich normale Baumwollpoloshirts und einen ebenfalls kaputten, an den Ellbogen bereits durchgewetzten Kaschmirpullover dabei.
Letztere erwies sich als Top-Wanderutensil und zeigt die grenzenlose Überlegenheit von Wolle in fast allen Situationen. (Man vergleiche die regelmäßigen Lobgesänge auf Wollkleidung als Top-Wandertextil bei Kate Davies auf ihrer gleichnamigen website...) Bei schönem Spätsommerwetter schützt er vor der Abendfrische, aber erst bei usseligem Regenwetter spielt er alle Stärken voll aus: direkt auf der Haut getragen transportiert er Feuchtigkeit weg vom Körper und wärmt noch im nassen Zustand. Das darüber getragene T-Shirt blieb hingegen nass und klamm.
Im Regen zeigte sich auch der bisher nur behauptete Qualitätsvorsprung einer echten Outdoor-Regenjacke (mit Wolfstatze) gegenüber dem billigen Vergleichsprodukt mit Werbeaufdruck. Fazit: Die Investition in Qualitätsprodukukte (vor gut einer Dekade getroffen) hat sich gelohnt...
Allerdings kam die Vergleichsgruppe mit Shorts/Turnschuhen/Poloshirt (gutes Wetter) bzw. Jeans/Bundeswehrstiefel/Hemd&Pullover (schlechtes Wetter) ebenso zufrieden ans Ziel. (Aber meine Regenjacke fand ER doch besser...)
Insofern: für einmalige Aktionen bei Bedarf in festes Schuhwerk investieren. Der Rest ist optional und lohnt erst bei regelmäßigeren Ausflügen.
PS: Blasenpflaster kamen gar nicht zum Einsatz, "Pferdesalbe" hingegen schon.
Zu Hause!
hörst du uns schreien?
i-ah, i-ah,
wir woll'n dich befreien.
Folgst du uns raus in die Wälder,
wandern wir über die Felder.
I-ah, komm mein kleiner Esel,
i-ah, wir wandern bis nach Wesel!
Zum Glück mussten wir nicht nach Wesel, sondern haben heute unsere Rundtour wieder in Suckow beendet. Zwischendrin war die Aussicht auf das "Eseltaxi" sehr verlockend erschienen, aber dann hat sich mein uckermärkisches Gen gemeldet: Elias ist nicht der einzige Sturkopf hier!
Leider gabs auf dem letzten Drittel der Strecke sehr viel Autoverkehr-Freitagnachmittag ist auch auf dem Lande Stoßverkehr- das war etwas mühsam. Zumal die Einheimischen wie alle Einheimischen überall auch mit viel Routine und Schwung um die dicht bewachsenen Kurven brausen.
Überhaupt, Autofahrer- mit vielen haben wir ja nicht die Strecke geteilt, aber als wir heute eine Autobahn überquerten, wurden wir oben auf der Brücke natürlich gesehen. Elias fand das alles spannend, und ich war mal wieder froh, dass Esel keine Fluchttiere sind wie Pferde. Dennoch erstaunlich, wie viele Menschen auf die Idee kommen, den Verkehrsteilnehmer "Tier" per Hupe zu grüssen...
Die letzten zwei Kilometer zogen sich wie Kaugummi. ER lobte und ermunterte uns fortwährend, Elias versuchte schnell noch ein paar Leckerbissen am Wegrand abzurupfen, und mir taten so dermaßen die Füße weh... und die Hose inzwischen an beiden Beinen zerrissen... und das Loch im Pulloverärmel... und alles voller Mückenstiche...
Aber wir hatten es geschafft!
Elias ist wieder auf seiner Weide mit seiner Herde, und wir haben ihn nicht kaputt gemacht.
Zur Belohnung haben wir noch ein Wochenende in einer hübschen Ferienwohnung ganz für uns allein!
Und als hätte man geahnt, wie nötig wir es haben würden, wurden wir "upgegradet" in eine Wohnung mit Sauna!
Endlich Füße hoch...
Freitag, 13. September 2013
Letzter Wandertag
Zugleich ist heute die längste Strecke der Tour, mit fast 19 km. Deshalb gibt es wohl auch die Option eines Shuttle-Dienstes, der uns und Elias auf Anfrage mindestens einen Teil der Strecke fahren würde.
Wir aber haben uns tapfer zu einem vergleichsweise frühen Start entschlossen, um entsprechend mehr Pausen machen zu können. Um halb zehn ging's los, jetzt, gegen eins, haben wir schon die zweite Rast hinter uns und ein gutes Drittel der Strecke. Vor uns liegen grüne Feldwege, die Sonne strahlt vom Himmel-auf geht's!
Donnerstag, 12. September 2013
Wanderlieder für Esel
Wer Esel als Wanderkumpane nur aus dem Trickfilm "Shrek" kennt, könnte einen ganz falschen Eindruck erhalten. Dort redet Esel ununterbrochen und geht Shrek mit seinem Gesabbel auf den Geist.
Ganz anders Elias: WIR müssen ununterbrochen auf IHN einreden. Mit Lockrufen (Komm, Elias, komm) über Lob (Guuuter Esel, brav), strenge Verbote ( Nein, Elias, du hattest genug Äpfel) oder, sehr selten, ein verzweifeltes "Stop! Elias!!! Halt an!" sprechen wir ihn an.
Läuft er brav mit, führen wir, wie zerstrittene Eheleute, alle Gespräche über ihn: " Na, Elias, meinste das Wetter hält?" sage ich dann, und ER antwortet: "Nö, das regnet nicht, Elias, was?", und "Was meinst Du, Elias, sollen wir bald mal Pause machen oder kannst du noch?" sind Beispiele für Sätze, die wir nur zum Schein an den Esel richten. Manchmal brabbeln wir auch nur irgendwas vor uns hin, kommentieren Landschaft, Wetter und Kühe--oder wir singen ihm was vor. Was ein echter Stadtmusikant werden will... zum Glück singt er nicht mit. Seine Singstimme ist eher ungeschult... Kurzum, es vergehen keine fünf Minuten ohne das irgendjemand irgendetwas sagt. Die Stille Natur Genießen geht wahrscheinlich anders, was, Elias?
Elias hingegen ist die Ruhe selbst und zottelt stoisch hinter uns her. Er mag es nicht, wenn alle vor ihm gehen, gar nebeneinander!, aber wenn einer vorne und einer hinter ihm geht, ist er ganz zufrieden.
Jetzt steht er auf der Koppel unter einem Apfelbaum und kaut. Mal wieder. Dabei gab es heute DREI lange Pausen, nich' Elias? Oft sogar bevor Du dazu auffordern musstest, jaja Elias, guter Esel, brav! Zuletzt musstest du sogar energisch zum Aufbruch drängen, was, Elias, da hast du an deiner Decke geknabbert, jajaja, brav, wir gehen ja schon.
Aber jetzt sind wir da, ein Bier in der Hand, die Füsse in leichten Schuhen.
Feierabend!
Und morgen ist schon der letzte Wandertag!
In freier Wildbahn
ist doch kein Problem
sagt mein Mann
das bißchen Wandern
schaffst du ganz bequem
sagt mein Mann
doch wenn Elias eine Distel fressen will-
geht`s nicht weiter!
sag ich dann.
Oder auch, wie jetzt grad: Maiskolben. Aber nur wenn grad kein Obstbaum in der Nähe ist.
Es bleibt übrigens offen, wer rotbackiger ist: die Äpfelchen am Wegesrand oder wir... Die viele frische Luft geht jedenfalls nicht spurlos an uns vorüber, das (inzwischen wieder) herrliche Wetter tut sein übriges.
Da bin sogar ich Stubenhockerin (c) TM gerne an der frischen Luft...
Zudem sind die Tiere hier - Schmetterlinge, Schnecken, Ameisen, Vögel, Spuren von Wild - alle lebendig... Anders als in der gestrigen Pension...
Mittwoch, 11. September 2013
Nur noch 1,8 km...
Die lange Frühstückspause hatte auch ihr Gutes: danach nämlich zog es sich zu, und bis zum Abend waren das die einzigen Sonnenstrahlen für uns.
Danach ging es eine ganze Weile durch den Wald und mit der nächsten Pause kamen wir Elias zuvor. Satt und zufrieden, wenn auch (ich) mit zerissener Hose, ging es forschen Schrittes durch einen kleinen Ort, der dank einer kleinen Klinik als "Kurort" fungiert. Man erkennt das an der großen Zahl von Bänken, Rentnern auf Elektrofahrrädern und einem echten Café (in einem ehemaligen "Konsum") - das erste, das wir gesehen haben.
Der Weg führte auf einem gut ausgebauten Radwanderweg wiederum durch den Wald und entlang zahlreicher Fischteiche. Als nächstes Zwischenziel hatten wir uns ein Café in einer Mühle auserkoren. Und wirklich war bald ein Hinweisschild: zur Mühle noch 3,8 km. Na, Elias, das schaffen wir doch bis 16:00?!? Nach einer halben Stunde zeigte das Schild 1,9 km. Leider zeigten auch alle folgenden Schilder 1,8 km an. Die nächsten vierzig Minuten, immer Schilder zur Mühle, und immer 1,8 km... Die Aussicht auf ein Klo und einen Kaffee war zu diesem Zeitpunkt das einzige, was mich noch voran brachte.
Ungefähr zu dieser Zeit fiel uns auf, dass unser Kartenmaterial zunehmend ungenau war. Auf der Wanderkarte hatte die Eselchefin unsere Route entlang der Wanderwege und die nummerierten Tagesziele eingezeichnet. Zusätzlich haben wir ausgedruckte Google-Maps Satelitenansichtskarten erhalten, ebenfalls mit eingezeichneten Wegen sowie Quartiernamen und Telefonnummern. Letztere Karten sind leider in unterschiedlichen Maßstäben ausgedruckt, sodass die geschätzte Entfernung/ Dauer der nächsten Wegstrecke immer wieder zu Überraschungen führt. Außerdem sind auf den verschiedenen Karten offenbar unterschiedliche Routen eingezeichnet. Naja.
Nach der endlich erreichten Mühle (und Kaffee und Kuchen und WC) (und Klee und Gras...) beispielsweise war das Ziel erstaunlich nah - etwa eine dreiviertel Stunde später hatten wir eingecheckt. Zuvor ging es allerdings erstmalig ein Stück entlang einer Landstraße. Und auch wenn sich Elias von Autos nicht stören lässt, so entschied er justamente an der Bundesstrasse, dass gerade hier leckere Luzerne und prima Äpfelchen wachsen. Immerhin ist er die 200m zum Quartier noch mitgekommen, und steht nun mit zwei weiteren Eseln auf einer Koppel und frisst den Hühnern das Getreide weg.
Wir haben ebenfalls eine vergleichsweise luxuriöse Unterkunft in einer Art Ferienwohnung, mit herrlich-heisser Dusche, schmackhafter Brotzeit und sogar einem Fernseher! (Peer Steinbrück macht Wahlkampf...)
Gestärkt, gewaschen, wohlig-warm--- und siehe da: es gibt sogar ein ausreichend starkes Handynetz!
Endlich kann ich die letzten Etappenberichte posten und wieder telefonieren.
(Hallo alle, es geht uns gut! Die Uckermark ist für ihr Funknetz nicht bekannt...)
(Dafür schlafen wir viel, lange und gut.)
(Gute Nacht!)
Das Wandern ist des Esels Frust
das Wahandern.
Das muss ein duhuhummer Esel sein
dehem jemals fihihiel das Wandern ein
das Wahandern.
Elias jedenfalls hat heute keine Lust.
Keine Lust von der Weide zu kommen - er war aufs Nachbarfeld ausgebüxt, musste erstmal den Weg an den Kühen vorbei zu ihm finden-, keine Lust sich satteln zu lassen, und erst recht keine Lust, diesen doofen Feldweg zu wandern, der in den Wald führt. Und dann auch noch bergauf! Da hat er die Hufe ganz schön schleifen lassen!
Daher gibt es nun auch, nach 1500 m und 30 Min Wanderzeit (+30 Min energisches Stehen), die erste Pause.
Wenigstens Elias ist zufrieden...
Dienstag, 10. September 2013
Tischlein, deck dich!
alles vom eigenen Hof in Demeterqualität!
Köstlich-uns gehts gut! wer braucht schon Duschen... wir sind doch schon verheiratet!
Bergfest!
Bei dem usseligen Wetter heute morgen und mittag war wohl niemandem nach Trödeln... Nachmittags, als wir den Wald hinter uns hatten, klarte es allerdings auf. Herrlich, windgeschützt am Wegesrand die mitgebrachten Obstschnitze zu verzehren (wir) oder am dichten Gras zu kauen (Elias)!
Die schwache Herbstsonne geniessen, dazu eine Passage aus Fontanes "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" lesen - so reist das Bildungsbürgertum!
Die heutige "Wirtin" war wohl überrascht uns schon so früh zu sehen und schlug uns noch einen Spaziergang um den See vor. Mit Blick auf die drohend heraufziehenden Regenwolken haben wir allerdings dankend verzichtet. Man muss es nicht gleich übertreiben. Und da es heute keine Duschgelegenheit gibt, ist die Aussicht noch einmal richtig nass zu werden, nicht so verlockend. Und mich kann man auch ohne Regenguss auswringen, dank der wenig atmungsaktiven, dafür winddichten Regenjacke.
Elias war ohnehin nur schwer von der leckeren Luzerne wegzubekommen. Letztendlich war es wohl die Aussicht auf die Weide mit den zotteligen Galloways; schnurstracks lief er zum Apfelbaum am anderen Ende der Koppel. Na, ob wir den wieder einfangen?
Wir sitzen nun im grossen Gästezimmer, etwas zusammengewürfelt eingerichtet, Klo und "Speisesaal" gegenüber (heute keine Dusche), und sind froh, nicht im Regen zu sein. Abendessen ist für halb sieben angekündigt.
Ich glaube, heute gehen wir mal wieder früh ins Bett. Wenn hier um 20:00 die Sonne sinkt und die Kraniche landen, ist ohne TV oder WLAN oder Stricknadeln oder Bücher ohnehin nicht viel zu tun. Und die ungewohnten Mengen frischer Luft machen rechtschaffen müde. So kommen wir auf gute zehn Stunden Schlaf pro Nacht. Alles sehr erholsam!
Ein Esel aus Suckow
ein Esel aus Suckow,
der wandert durch den grünen Wald grad wie es ihm gefällt,
grad wie es ihm gefällt!
Heiho, heiho, der wandert durch den grünen Wald grad wie es ihm gefällt,
grad wie es ihm gefällt!
In Wirklichkeit gefällt es Elias allerdings gar nicht, durch den grünen Wald zu wandern. Da wächst nämlich nichts Leckeres. Unter dem Nadelwald - Kiefern zumeist - schon gar nicht, Mischwald ist aber auch nur wenig besser. Immerhin liegt da ab und an eine Eichel oder ein belaubter Buchenzweig, aber das ist ja nur eine Notlösung.
Immerhin scheinen wir heute -bisher, maschallah! - mal alles richtig gemacht zu haben. Elias folgte uns vergleichsweise widerstandsfrei die ersten zwei Wanderstunden. Ausgestattet mit einem funkelnageneuen Wanderstab, handgeschnitzt vom Gastgeber, sind wir wacker ausgeschritten und vermuten uns bereits auf halber Strecke. Nun darf er in einer kleinen Lichtung am Wegesrand bis zum Bauch im tiefen Gras stehen und sich satt fressen.
Und wir sitzen gegenüber, hoffen, dass das Wetter hält, und plündern die Picknicktasche.
Obwohl wir nach dem reichhaltigen Wandererfrühstück (Brötchen und Rührei und Wurst, Käse, Himbeermarmelade, Obst aus dem Garten...) noch gar nicht sooo hungrig sind.
Aber, sagt Elias, wer weiss, wann es wieder was gibt!
Montag, 9. September 2013
Heyo
Heyo, spannt den Esel an!
Seht, der Wind treibt Regen übers Land!
Alle werden nahass, alle werden nahahahass,
heyo, spannt den Esel an!
(im Kanon zu singen)
Und wirklich, kaum hatten wir den Esel "angespannt" - wohlgefrühstückt, er und wir - fing es an zu nieseln.
Dann hat es geregnet.
Elias blieb unter jedem Baum stehen und wollte naschen: Eicheln, Äpfel, Birnen...
Leider hatte er nichts gesagt als wir, statt wie geplant geradeaus in den Wald zu gehen, rechts abbogen und (noch) fröhlich pfeifend der Landstraße folgten. Als klar wurde, dass wir zurück müssten, sank die Laune kurzzeitig in den Keller. Eine Stunde hat es uns ungefähr gekostet, sicher vier Kilometer... (gefühlt mehr!!!)
Dafür war der Weg durch den Wald sehr idyllisch und dank der langen Gräser waren die Hosenbeine auch bald nass. Kurz nach eins habe ich die Hufe in den Boden gestemmt und trotzig den Kopf gesenkt. Das hatte ich von Elias gelernt. Der wiederum fand den Rastplatz am Hochsitz sehr befremdlich. Wer macht denn auch mitten im Wald gleich am Weg Pause!?
Die Rast blieb kurz, denn es regnete noch immer, schnell wurde uns nicht nur ungemütlich sondern auch kalt.
Immerhin hörte bald darauf das Kopfsteinpflaster auf, der Sandweg war deutlich angenehmer zu laufen (wenn auch weniger "malerisch")...
Schon kurz nach zwei forderte Elias eine "richtige" Pause. Immerhin gabs dort eine etwas windgeschützte Nische, bildhauerisch gestaltet mit den typischen großen Findlingen. Nach vierzig Minuten waren wir alle satt (und etwas verfroren), und konnten weiter. Elias versuchte zwar nach wie vor an jedem Obstbaum stehen zu bleiben, und rupfte im Vorbeigehen herrlichste Disteln, aber der Regen hatte aufgehört, und solange wir in Bewegung blieben, war uns auch warm.
Dann kam der erste Wanderunterstand, und der erste Sonnenstrahl. Jetzt, wo wir kein Dach mehr brauchten, häuften sich die Wanderhütten - sogar ein Biergarten! - und alle waren Elias offenbar wohlbekannt. Er wollte rasten. Wir wollten ans Ziel und aus den nassen Kleidern...
Als das Ortsschild unseren Zielort in 2km ankündigte, waren wir aber doch ziemlich überrascht-wir waren unerwartet früh dran. (ETA war uns zwischen 17-18:00 Uhr empfohlen worden.) Also haben wir doch noch einmal abgesattelt und den köstlichen Pflaumenkuchen verzehrt.
Das Quartier erwies sich als urig und sehr heimelig. Nach einer heissen Dusche sah das Leben schon wieder viel besser aus. Zum Abendessen gab es Pellkartoffeln und herrlich-zwiebeligen Kräuterquark, dazu Besuch von einer Tante aus Berlin. Und natürlich schien die herbstliche Abendsonne, als wüsste sie gar nicht, wie eine Regenwolke aussieht!
Morgen solls weniger regnen...
Tagesleistung: 12,7 km (+Umweg=ca. 16 km. Mindestens!)
Sonntag, 8. September 2013
Pausen durchsetzen.
Elias findet, wir sollten viel öfter Pausen machen. So etwa alle hundert Meter.
Dann bleibt er stehen und senkt den Kopf um zu fressen.
Als strickhaltende Führungsperson muss man dann sofort einschreiten.
Ein kräftiger Zug am Halfterseil und ein Lockruf reichen häufig aus. Aber manchmal wird Elias trotzig. Dann stemmt er die zierlichen Hufe in den Boden und legt die Ohren an. Und versucht zu fressen. Ein strenges "Nein!" und mittels kurzem Seil den Kopf nach oben ziehen führt zu beleidigtem Hufescharren. Weiteres Locken und Kopf-hoch-halten ist nötig.
In der Regel erfolgen solche Spielchen kurz nachdem man ihn gelobt hat.
Eigentlich bin ich dem Esel ja dankbar. Da er noch öfter rasten will als ich, wirke ich im Vergleich
durchtrainiert, fit und voller Kondition. Dabei konnte ich kurz vorm Ziel selbst kaum mehr die Hufe, äh, ungewohnt klobigen Wanderschuhe heben!
Das Staubbad bzw die Dusche haben wir uns jedenfalls alle verdient!
Heute: ca. 12,7 km
Zwei Menschen und ein Esel
...die hatten einen Streit
weher wohl das sagen hätte
weher wohl das sagen hätte
zur schönen Sommerszahaheit
zu schönen Sommerszeit.
Das Mädchen sprach: "Komm hierlang
ich kenn den Weg genau!"
Deher Esel weiß es besser,
deher Esel weiß es besser,
und schlägt sich voll den Bahahauch
und schlägt sich voll den Bauch.
Allerdings kann man den armen Elias verstehen: kulinarisch war sein Nachtquartier eher mau. Daher haben wir 100 m nach Aufbruch die erste Wiese, die WIR gut fanden, zum Frühstücksquartier erklärt. Tatsächlicher Aufbruch war daher nicht 10:00 sondern eher 11:00, aber dafür zuckelte er im Anschluss brav die 3,5 km/anderthalb Stunden(!) hinter uns her über die Felder und geniesst nun, so wie wir, seine Mittagspause.
Unser Picknick ist allerdings besser:
ER hat heimlich Hochzeitssekt hergeschleppt! Dazu gibt's Reste von gestern: Tomate, Ciabatta, Schafskäse, ein Ei; und frisches von heute: zwei Stullen mit Käse und Salami. Ausserdem haben wir Äpfel, Schokoriegel und Pfefferminztee eingepackt, dazu herrliches Wetter--uns geht's gut!
Samstag, 7. September 2013
Eselwanderung.
Ausserdem organisiert er die Pausen und macht allen klar, dass das Leben kein Wettrennen ist, sondern ein Spaziergang. Frei nach dem Motto: "Augen auf, am Wegrand könnte Klee wachsen" - erinnert er gestresste Städter an die wahren Werte im Leben.
So weit die Theorie.
Praktisch hat es Elias in der ersten Tageshälfte mit der Entschleunigung etwas zu ernst genommen. Kam er schon als letzter der Herde um sich satteln zu lassen -sichtlich unzufrieden mit der Idee- blieb er gleich auf der ersten Wiese nach Verlassen des Hofes stehen und fraß. Aufforderungen, Lockrufen, Drohungen und Schimpfen ignorierte er zugunsten einer Distel.
Glücklicherweise kam nach ca. 20 Min eine eselreitende Familiengruppe vorbei, der bekannten Herde folgte Elias gern. Mit uns hatte das nichts zu tun.
Kaum bog die Familie ab, stand er wieder still. Weitere 20 Minuten später riefen wir um Hilfe (per Handy). Die Eselchefin kam, sah wie (wenig) weit wir gekommen waren, und gab Nachhilfe in "Leadership"-Training.
Weitere 20 Minuten/50 m später fuhr sie zur Kontrolle erneut vorbei und verordnete uns die o.g. Zwangspause.
1 Stunde später sah der Esel vollgefressen aus und wir sattelten wieder auf.
Elias, den Wanst voll mit Klee und Disteln, blieb stehen.
Fünfundvierzig Minuten ruckte ich am Halfterstrang und säuselte "Komm, Elias, komm!" während ER von hinten drohte: "Hüa! Nu los!"
Dann gab Elias auf.
Sollten wir etwa doch Führungsqualitäten haben?!?
Inzwischen war es Viertel vor Drei und 7 der 9 km lagen noch vor uns.
Den Rest des Weges zuckelte Elias aber brav mit. Natürlich versuchte er weiter seinen Kopf durchzusetzen, aber nur halbherzig. Nun sitzen wir im Schwarzen Adler an der wohlverdienten Tränke und haben es gut.
Mal sehen, wie es morgen wird.
Ein Esel namens Elias.
Der Esel, mit dem wir wandern wollten, will nicht wandern.
Nicht ganz 1 km in zwei Stunden?
Das kann ja heiter werden...
Aber das Picknick ist so grossartig wie das Wetter.
Wird schon...